Plenarrede am 26.01.2023 zum Thema: "Hausärztliche Versorgung"

Aktuelle Stunde - Rede  zur Hausärztlichen Versorgung  

 

Sehr geehrter Herr Präsident,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bedanke mich bei meinem Vorredner Marco Schmitz für seine Ausführungen, denen ich mich in Gänze anschließe.

Die Gesundheitsversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger ist eine tragende Säule unseres Sozialstaats. Sie darf nicht aus parteipolitischen Gründen instrumentalisiert werden.

Die bisherigen Beiträge zeigen, dass die medizinische Versorgung der Menschen in ganz Nordrhein-Westfalen eine Daueraufgabe ist. Dies gilt vor allem auch im Kontext des demographischen Wandels. Dieser betrifft die Menschen allgemein und auch die Ärzteschaft.

Deshalb begrüße ich, dass wir das Thema mit dieser Aktuellen Stunde erneut in die Mitte der parlamentarischen Debatte stellen. Es geht hier nicht um den Aspekt, den Sie liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition angemerkt hatten, in der Presse genannt zu werden, sondern um die Bedeutung des Themas – und Landesregierung und Zukunftskoalition arbeiten auch bei diesem wichtigen Thema eng zusammen!

 

Ich bin Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, den Experten und Praktikern aus der Ärzteschaft und aus den unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens sowie von Wissenschaft und Forschung für die fortlaufende aktive Unterstützung dieses Themas dankbar.

Hervorheben möchte ich an dieser Stelle, dass beide Kassenärztlichen Vereinigungen einen Strukturfond aufgesetzt haben, mit dem sie gemeinsam mit den Krankenkassen und dem Land NRW ein ganzes Bündel an Maßnahmen finanzieren:

Beispielsweise Stipendien während des Studiums und der Weiterbildung. Oder die Förderung des Quereinstiegs - also des Wechsels von der Tätigkeit im Krankenhaus in die ambulante Versorgung.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Politik sollte immer mit der Wahrnehmung der Realitäten beginnen!

Die regionale Verteilung niedergelassener Ärzte insbesondere in ländlich geprägten Regionen ist und bleibt eine besondere Herausforderung. In diesem Punkt sind sich Vertreter aus Ärzteschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft einig.

Auch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache!

Nach der Bedarfsberechnung zur Einführung der Landarztquote in NRW, die gemeinsam von den Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erstellt wurde, werden im Jahr 2030 etwa 1.500 Hausärzte in der regionalen Versorgung fehlen.

Deshalb müssen wir dringend dem ärztlichen Nachwuchs möglichst passgenaue Bedingungen für die Arbeit in der ambulanten Versorgung ermöglichen.

Um einer Gefährdung der hausärztlichen Versorgung zu begegnen, hat das Land NRW unterschiedliche Programme geschaffen. Wichtige Bausteine für eine Sicherstellung sind z.B., das Hausarztaktionsprogramm, der Quereinstieg in die Allgemeinmedizin, die Aufstockung der Medizinstudienplätze und die Landarztquote!

Der Strukturwandel in der Arbeitswelt mit Digitalisierung und KI wird dem ländlichen Raum gerade für junge Menschen und Familien attraktiver machen. Das kann auch förderlich für die Nachbesetzung von Landarztpraxen sein.

Studierende müssen so ausgebildet und motiviert werden, dass sie sich im ländlichen Raum niederlassen. Mit der Einführung der Landarztquote ist es immerhin gelungen, 7,8 % der Medizinstudienplätze an eine spätere Tätigkeit auf dem Land zu binden.

Hier helfen Praxisbörsen, auf denen sich interessierte Nachwuchsmedizinerinnen und Nachwuchsmediziner und Alteingesessene austauschen und kennenlernen können.

Auch der Dialog mit den Kommunen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Viele, gerade ländliche Kommunen wissen, dass sie aktiv um ärztlichen Nachwuchs werben müssen und bieten schon jetzt entsprechende Anreize.

Ich begrüße es auch außerordentlich, dass Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann jüngst die Fortsetzung des Hausarztaktionsprogramms, wie wir es im Koalitionsvertrag beschlossen haben, angekündigt hat. Das schafft die nötige Planbarkeit.

Gefördert werden unter anderem die Niederlassung, Anstellung sowie Weiterbildung von Hausärztinnen und Hausärzten in kleineren Kommunen, in denen die hausärztliche Versorgung altersbedingt mittel- oder langfristig gefährdet ist.

Das trägt dem bereits heute erkennbaren, erhöhten Nachbesetzungsbedarf im hausärztlichen Bereich - insbesondere im ländlichen Raum - in den kommenden fünf bis zehn Jahren angemessen Rechnung.

Denn von mehr als 11.000 niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten in NRW haben mehr als ein Drittel bereits das 60. Lebensjahr überschritten.

Wir alle wissen, dass die Förderung von Professuren der Allgemeinmedizin an den Universitäten in NRW eine wichtige Voraussetzung dafür ist! Es ist wichtig, dass die Allgemeinmedizin in Forschung und Lehre angemessen an den Universitäten vertreten ist.

Zusätzlich müssen wir nun die Zahl der Medizinstudienplätze ausweiten. So, wie wir es im Koalitionsvertrag vereinbart haben: PLUS 20%!

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Hausarztaktionsprogramm hat sich bewährt! Seit der Einführung 2009 wurden mehr als 700 Maßnahmen mit einem Fördervolumen von über 20 Millionen Euro bewilligt.

Damit legt NRW die Grundlage für die zukünftige hausärztliche Versorgung in ländlichen Regionen! Das ist unsere gemeinsame Verantwortung von BUND, LAND und Kommunen!

Im Rahmen des Hausarztaktionsprogramms fördert unser Land die Niederlassung von Ärzten finanziell! Auch die Anstellung und Weiterbildung von Hausärztinnen und Hausärzten, die Errichtung von Lehrpraxen und der Erwerb von Zusatzqalifikationen von nichtärztlichem Praxispersonal wird weiter gefördert.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind und bleiben eingebunden und sind wichtige Partner für uns!

 

Sehr geehrter Herr Präsident,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Menschen erwarten von uns zu Recht politische Weitsicht. Die Maßnahmen der Landesregierung und die enge Kooperation mit allen relevanten Akteuren schafft die Grundlage dafür, die Weichen richtig zu stellen!

Ich lade alle ein, im Sinne der guten ärztlichen Versorgung überall in NRW, weiterhin an einem Strang zu ziehen.

Das ist im Sinne und zum Wohle der Menschen in Nordrhein-Westfalen!

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!