Parlamentarier aus der Region im Gespräch mit Experten
Politik für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
Batterietechnik, Wasserstoff oder der Dieselersatzkraftstoff HvO 100: Zukunftsfähige Antriebe waren jetzt eines der Themen bei der Arbeitsbesprechung zwischen dem Bundestagsabgeordneten Henning Rehbaum sowie den Landtagsabgeordneten Markus Höner und Daniel Hagemeier in der Kreisstelle Warendorf der Landwirtschaftskammer. Darüber hinaus ging es unter anderem um effizientere bürokratische Abläufe. Wichtig für die Politiker aus der Region: Welche politischen Weichenstellungen braucht es aus Sicht der Experten für eine zukunftsfähige Landwirtschaft?
Nachhaltig klimafreundlich
„Dass der Druck auf dem Kessel seit Jahren gegeben ist, wissen wir alle“, machte Daniel Hagemeier MdL deutlich. Mit seinen parlamentarischen Kollegen Henning Rehbaum MdB und Markus Höner MdL ist er sich einig: „Wir müssen die Landwirtschaft mit unserer Politik fit machen für die Zukunft.“ Eine Frage ist dabei, auf welchen Kraftstoff die Sparte setzen soll. „In der EU wird immer nur am Auspuff gemessen“, gab Rehbaum zu bedenken, dass beim Thema Elektrifizierung zum Beispiel der ganze Lebenszyklus zu berücksichtigen sei. Wie also, fragte der Bundestagsabgeordnete, sei alternativ der „synthetische Diesel“ HvO 100 zu bewerten, der unter anderem aus Altspeiseöl gewonnen wird?
Bedarfsgerechtes „Kraftstoff-Mosaik“
Eine Antwort darauf gaben Fabian Menkhaus, Geschäftsführer der Kreisstelle Warendorf der Landwirtschaftskammer, Fachberater Thomas Baumhöfer und Landtechnik-Experte Alexander Czech, der per Konferenzschaltung an der Diskussion teilnahm: „Mit dieser Möglichkeit können wir durchaus Schritte auf dem Weg zur Klimaeffizienz beschreiten“, sagte Czech. Aber er sehe auch Einschränkungen: Zum einen entstehe bei der Verarbeitung zu HvO 100 immer noch Kohlendioxid, zum anderen gebe es bei begrenzten Mengen große Konkurrenz, zum Beispiel aus dem Flug- oder Schiffsverkehr. Für kleinere Maschinen sei Elektrifizierung eine gute Alternative, bei schweren Erntemaschinen käme die Technik aber an ihre Grenzen. Seine Empfehlung: ein „Kraftstoff-Mosaik“. „Wir brauchen Alternativen“, so Czech, „und dafür politische Weichenstellungen, zum Beispiel über den Preis.“
Kreislaufwirtschaft stärken
Von der Tankfüllung zur kommunalen Wärmeplanung. Daniel Hagemeier ging hier auf das Thema Nahwärme aus Biogas an, wie unter anderem in einem Baugebiet in Ostbevern-Brook realisiert. „Insbesondere bei Neubaugebieten sollten wir das immer im Fokus behalten: Dort, wo in landwirtschaftlichen Betrieben Abwärme entsteht, können wir sie auch nutzen“, bestätigte Thomas Baumhöfer von der Landwirtschaftskammer. Einig waren sich alle Beteiligten: Neben einer gestärkten Kreislaufwirtschaft braucht es „Energieoffenheit“. „Und dabei wir müssen auch den internationalen Markt mitdenken“, betonte Henning Rehbaum.
Mehr Praxisnähe gefordert
Für Markus Höner, agrarpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und selbst Landwirt, ein weiteres wichtiges Thema im Kreis: die Herausforderungen der aktuellen „Gemeinsamen Agrarpolitik“, die auf neun Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (GLÖZ) fußt. Deren Einhaltung ist eine Grundvoraussetzung für den Bezug von Direktzahlungen – doch viele landwirtschaftliche Betriebe kritisieren die rigorose Auslegung, zum Beispiel bei Aussaatterminen, als praxisfern. „Strikte Zeitfenster funktionieren einfach nicht“, ging Höner auf Faktoren wie wechselhafte Wetterbedingungen oder unterschiedliche Bodenverhältnisse ein. Grundsätzlich seien die Vorgaben fachlich nachvollziehbar, bestätigten Baumhöfer und Menkhaus, aber: „Jetzt müssen sie noch umsetzbarer werden.“ Eine gute Nachricht hatte Menkhaus in diesem Zusammenhang: Das elektronische Antragsverfahren zur Agrarförderung habe sich bewährt: „Wir können pünktlich auszahlen in diesem Jahr.“
Lösungen für „rote Gebiete“
Das Abschlusswort war den „roten Gebieten“ gewidmet, Grundwasserkörper, die mit Nitrat belastet sind. Hier gelten restriktivere Düngungsvorschriften, obwohl die betroffenen Betriebe mitunter gar nicht Verursacher sind. Die Lösung: „Ein gewässerschonendes Nährstoffmanagements, das Düngung und Nährstoffaufnahme nachweist, muss zukünftig zu einer Ausnahme der pauschalen Düngebeschränkung führen – dieser einzelbetrieblichen Betrachtung nehmen wir uns an“, machte Markus Höner deutlich.
Foto: CDU Kreisverband Warendorf-Beckum/Hartmeyer