Daniel Hagemeier besucht Franziskus-Campus in Ahlen

Aus dem Wahlkreis

Ein qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem – das wünschen sich alle. Insbesondere der aktuelle Pflegenotstand bereitet der Politik jedoch Kopfzerbrechen. Ein Lösungsansatz ist seit 2020 die generalistische Ausbildung, die die Bereiche Altenpflege, Kinderkrankenpflege (Pädiatrie) und Krankenpflege vereint und mehr Flexibilität und Wissenstransfer ermöglichen soll. Doch wie behauptet sich das neue System in der Praxis? Im Gespräch mit der Schulleitung des Franziskus-Campus für Gesundheitsberufe und den Auszubildenden selbst machte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Hagemeier einen Vormittag lang ein Bild vor Ort in Ahlen.

 

Im Gespräch mit Schulleiter Michael Berchtold und dessen Stellvertreter Klaus Ophaus verschaffte sich Daniel Hagemeier MdL einen Überblick über die Ausbildungskurse am Franziskus-Campus.
Im Gespräch mit Schulleiter Michael Berchtold und dessen Stellvertreter Klaus Ophaus verschaffte sich Daniel Hagemeier MdL einen Überblick über die Ausbildungskurse am Franziskus-Campus.

Pro und Contra der Generalistik

Im ersten Klassenraum erwarteten Daniel Hagemeier, der unter anderem die Gesundheitspolitik zum Arbeitsschwerpunkt hat, Auszubildende aus dem zweiten Lehrjahr. Eines wurde direkt klar: Die jungen Erwachsenen sind (noch) keine Fans der Generalistik. „Drei Ausbildungen in eine packen – das halte ich für problematisch“, meldete sich eine Teilnehmerin zu Wort. „Es ist schon viel wert, wenn man Gelegenheit hat, in die anderen Bereiche hineinzugehen“, ergänzte ihre Sitznachbarin, aber das ständige Wechseln mache es viel schwieriger, sich auf einen Bereich zu fokussieren. Problematisch sei vor allem die Pädiatrie. Denn hier gäbe es viel zu wenig Ausbildungsstellen in der Region. „Oftmals bleibt da tatsächlich nur ein Einsatz im Kindergarten“, bestätigte Schulleiter Michael Berchtold. Ein weiteres Thema sei die dünne Personaldecke auf den Stationen: „Wenn keine Zeit da ist, uns anzuleiten, können wir auch kein gutes Personal werden“, brachte es eine Auszubildende auf den Punkt. „Angesichts des Pflegenotstands werden wir wie fertiges Personal behandelt.“ Im Gegenzug stießen die Nachwuchskräfte dann wiederum auf Unverständnis, wenn sie beispielsweise eine Infusion noch nicht routiniert vorbereiten könnten. Die generalistische Ausbildung bewerteten „alte Hasen“ oft als weniger qualitativ gegenüber dem früheren System: „Von den klassisch examinierten Pflegekräften bekommen wir Azubis nicht immer die gewünschte Anerkennung.“

Pflege Schritt für Schritt verbessern

Punkte, die dem Landtagsabgeordneten sichtlich zu denken gaben: „Das nehme ich auf jeden Fall mit“, versprach er. „Da muss sich definitiv etwas in den Köpfen verändern!“ Generell nehme das Land NRW die Aufgabe, das Gesundheitssystem fit für die Zukunft zu machen, sehr ernst: „Seit 2021 bezahlt das Land das Schulgeld für Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Auszubildende in Gesundheitsberufen“, sagte Hagemeier. „Wir haben einen Fond zur Finanzierung der Pflegeausbildung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro eingerichtet. Die Zahl der Auszubildenden konnte seit 2017 um rund ein Drittel gesteigert werden. Darüber hinaus haben wir die Pflegeschulen allein im Jahr 2021 mit mehr als 250 Millionen Euro unterstützt. Für eine ausreichende Zahl an Fachkräften stärken wir bereits im Rahmen der Berufsfelderkundung die Pflege- und Gesundheitsfachberufe.“ Und auch die Einrichtung einer Pflegekammer sei ein wichtiger Baustein gewesen, um dem Bereich mehr politisches Mitspracherecht zu verschaffen: „Pflege muss auf Augenhöhe stattfinden!“

 

Per Teilzeit-Ausbildung zum Beruf

Trotz aller Bemühungen erfahren Schulleiter Michael Berchtold und sein Stellvertreter Klaus Ophaus in der alltäglichen Praxis: „Auszubildende zu finden, ist nicht mehr so einfach wie früher.“ Deshalb geht das Kollegium am Franziskus-Campus innovative Wege, um zur Verbesserung des Systems beizutragen: Neben acht Kursen in Vollzeit bietet die Pflegeschule bereits zum zweiten Mal auch einen Kursus in Teilzeit an. Die Klientel: vor allem (alleinerziehende) Mütter. „Diese Teilzeit-Ausbildung, die über vier statt der üblichen drei Jahre läuft, bietet ihnen eine Möglichkeit, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen“, erklärte Berchtold. „Inzwischen hat sich das herumgesprochen, sodass wir den nächsten Kursus eher anbieten können als geplant.“

Rahmenbedingungen für Mütter verbessern

Teilzeit-Ausbildung als Lösung? Ein Modell, das Daniel Hagemeier spannend findet: „Wir müssen schon bei der Ausbildung daran ansetzen, dass unsere Pflegekräfte möglichst auch in zehn Jahren noch voller Überzeugung gern in diesem Job arbeiten“, betonte er. Im Gespräch mit den Müttern fragte er nach ihren Erfahrungen mit der Ausbildungsform: „Nur weil es diese Teilzeitausbildung gibt, können wir das machen“, bestätigten diese. Andererseits gäbe es für Mütter noch einmal ganz andere Baustellen: Die Kinderbetreuung sei nicht ausreichend gesichert, die möglichen Ausfallzeiten durch Krankheit (der Kinder) seien nicht fair berechnet, und auch die finanzielle Vergütung der Ausbildung sei für Mütter viel schwieriger zu handhaben als für junge kinderlose Azubis. „Da müsste man eigentlich anpacken!“, unterstrich eine Teilnehmerin. „Wir alle versuchen ununterbrochen, den Spagat zwischen Kindern, Haushalt und Ausbildung zu schaffen.“ Und auch hier kam das Thema zur Sprache, dass der Umgangston gegenüber den Azubis auf den Stationen nicht immer im grünen Bereich bliebe – zumal die Mütter aus logistischen Gründen auf flexiblere Einsatzzeiten angewiesen seien.

Weiter am System arbeiten

Wichtige Rückmeldungen, die der CDU-Landtagsabgeordnete braucht, um Pflegepolitik im Land NRW weiter mitgestalten und verbessern zu können: „Vielen Dank, dass Sie sich für die Ausbildung hier entschieden haben, ich breche eine Lanze für Sie!“, bedankte er sich bei allen Auszubildenden für ihre Gesprächsbereitschaft. „Das, was sie leisten, ist so ein enorm entscheidender Teil des Gesundwerdens. Wir brauchen Sie alle!“ Parallel nutzte er die Gelegenheit, Vertreter des Kollegiums zu einem ergänzenden Fachgespräch nach Düsseldorf einzuladen.

 

Extrakasten

Zur Info:

Wer sich für eine Ausbildung zur Pflegefachkraft am Franziskus-Campus interessiert, kann sich auf der Homepage der Schule informieren und sich direkt über ein Online-Formular bewerben:

https://www.fcg-ahlen.de/#Bewerbung