Besuch bei der Johanniter-Akademie NRW

Aus dem Wahlkreis und Umgebung

Welche Fragen bewegen die Azubis im Pflege- und Rettungswesen und ihre Lehrkräfte? Darüber hat sich der CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Hagemeier jetzt bei der Johanniter-Akademie NRW mit Hauptsitz in Münster, aber auch einem Standort am Warendorfer Josephs-Hospital, informiert.

 Zu viele uneinheitliche Regelungen

Eine interessante Erkenntnis: Wer in Solingen auf einen Rettungswagen angewiesen ist, wird möglicherweise anders behandelt als Menschen, die in Wuppertal den Notruf wählen. „Je nach Bezirk und Festlegung des Ärztlichen Leiters gibt es unterschiedliche Standard- Arbeitsanweisungen“, bestätigte Philipp Rocker, Schulleiter am Campus Münster. Mit seinen Auszubildenden ist er einer Meinung: „Da muss eine einheitliche Regelung her, zumindest auf Landesebene.“

 

Das Führungsteam zeigte Daniel Hagemeier MdL (2.v.r.) den Campus (v.l.): Akademieleiter Sven Blatt, Annika Landmeier, Leitung der Pflegeschule Münster, Philipp Rocker, Schulleitung Rettungsdienst, sowie Heike Achenbach, Schulleitung PflegebildungDas Führungsteam zeigte Daniel Hagemeier MdL (2.v.r.) den Campus (v.l.): Akademieleiter Sven Blatt, Annika Landmeier, Leitung der Pflegeschule Münster, Philipp Rocker, Schulleitung Rettungsdienst, sowie Heike Achenbach, Schulleitung Pflegebildung

Rechtliche Unsicherheiten

Ein weiteres Thema, das die angehenden Notfallsanitäter belastet, ist die rechtlich schwierige Sachlage rund um den Transport: Denn wenn Patientinnen und Patienten unbedingt in die Notaufnahme gebracht werden wollen, auch wenn es sich nur um ein verstauchtes Handgelenk oder einen lästigen Husten handelt, ist es aus Haftungsgründen für die Rettungsmannschaft schwierig, ihnen den Transport zu verweigern. Auf der sicheren Seite wären sie erst, wenn ein hinzugerufener Notfallarzt grünes Licht gibt. „Aber die sind ja angesichts des Fachärztemangels nicht immer greifbar“, wandte einer der Auszubildenden ein. Zu wenig Personal im Rettungswesen – die Überlastung des Systems macht altgedienten Kräften genauso zu schaffen wie dem Nachwuchs. „Wenn wir das Ehrenamt nicht hätten, wären wir aufgeschmissen“, so die einhellige Meinung. „Hier muss die Politik alle Stellschrauben drehen, um das Ehrenamt zu stärken.“

 

Strategien gegen den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel – auch im Pflegewesen eines der Top-Themen, wie die angehenden Pflegekräfte bestätigten, die bereits kurz vor dem Abschluss stehen und im Laufe ihrer Arbeitsstationen einschlägige Erfahrungen sammelten. „Was kann die Politik ändern, um den Beruf attraktiver zu machen?“, formulierten sie eine deutliche Frage an den Landtagsabgeordneten. Hagemeier machte zwar deutlich, dass hier viele Zuständigkeiten auf Bundesebene liegen, zeigte aber auch auf, was in den vergangenen Jahren schon bewegt worden sei: „Die Ausbildungsplätze wurden weiter aufgestockt, die Politik hat die Schulgeldfreiheit bewirkt, und in NRW haben wir mit der Pflegekammer eine starke Stimme für Ihren Beruf ins Leben gerufen.“ Aus seiner Sicht könnte ein verpflichtendes soziales Jahr stark dazu beitragen, wieder mehr Menschen in soziale Berufe zu bringen, sagte er – und erntete breite Zustimmung.

 

„Brauchen bessere Rahmenbedingungen“

Verbesserungsbedarf sehen die angehenden Pflegekräfte nach wie vor bei der generalistischen Ausbildung, die Krankenpflege, Altenpflege und Kinderheilkunde unter einem Dach vereint. Insbesondere die Kinderkrankenpflege komme in der Ausbildung viel zu kurz, oft starten die Pflegekräfte deshalb auf einer Kinderstation mit einem mulmigen Gefühl im Bauch in den ersten Arbeitstag. „Bei immer weniger Ressourcen kommen immer mehr Aufgabenbereiche auf uns zu“, brachte es eine Auszubildende auf den Punkt. „Wir sind uns des Problems bewusst“, pflichtete ihr Daniel Hagemeier bei. „Lösen können wir es nur, indem wir das Berufsbild insgesamt stärken und eventuell eine frühere Spezialisierung, zum Beispiel im Bereich Kinderpflege, ermöglichen. Insgesamt brauchen wir eine Arbeitssituation, die dem Stress gerecht wird, den Ihr Beruf mit sich bringt.“ Ein Lösungsansatz könne zum Beispiel in Zusatz-Qualifikationen für eine gezieltere Aufgabenverteilung bestehen.

 

Ausbildungsmethoden auf allerneuestem Stand

Ein Rundgang durch die Akademie zeigte: Die Ausbildungsmethoden sind auf allerneuestem Stand. Im Schockraum können die angehenden Sanitäter und Pflegekräfte wichtige medizinische Handgriffe anhand lebensecht nachgebildeter Übungspuppen einstudieren; eine voll eingerichtete Probewohnung ermöglicht es, Einsätze in allen möglichen häuslichen Notfallsituationen nachzuvollziehen. Beim Außeneinsatz, in dem Bundeswehr-Auszubildende einen Kettensägen-Unfall simulierten, kam modernste Technik zum Einsatz: „Quasi auf Zuruf über einen Bildschirm müssen die Azubis spontan auf bestimmte Unfallszenarien reagieren, nachher wird die Situation ausgewertet“, erklärte Akademieleiter Sven Blatt.

 

Daniel Hagemeier zeigte sich beeindruckt: „Gerade Rettungswesen und Pflege gehören mit zu den tragenden Säulen unseres Gesundheitswesens“, unterstrich er. „Wir brauchen Sie alle, und es ist toll zu sehen, mit welchem Engagement Sie sich Ihren Berufen widmen!“

 

 

Johanniter-Akademie NRW

Die Johanniter-Akademie NRW bildet an insgesamt sieben Standorten landesweit Fachkräfte für das Gesundheitswesen aus, darunter rund 500 Pflegekräfte sowie 400 Notfallsanitäter und -sanitäterinnen. Hinzu kommen Fort- und Weiterbildungsangebote.

johanniter.de/akademie-nrw