Daniel Hagemeier MdL

Kinderarztpraxis ist auch „eine Frage der Würde“

Aus dem Wahlkreis

Wenn es nach Ansicht von Markus Thews und Silke Zitlau sowie vieler weiterer Eltern geht, braucht Everswinkel dringend einen Kinderarzt. Mehr als 700 Unterschriften hat die im Mai 2024 gegründete „Bürgerinitiative Kinderarzt für Everswinkel“ inzwischen gesammelt – und einen entsprechenden Antrag auf Zulassung an die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auf den Weg gebracht. Jetzt suchten die beiden Initiatoren das Gespräch mit den beiden heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier und Markus Höner, um die Landespolitiker über den aktuellen Stand ihrer Bemühungen zu informieren und um politische Unterstützung zu bitten.

Markus Thews und Silke Zitlau setzen sich für eine Kinderarztpraxis in Everswinkel ein. Jetzt suchten sie den politischen Austausch mit den beiden Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier (r.) und Markus Höner (l.Markus Thews und Silke Zitlau setzen sich für eine Kinderarztpraxis in Everswinkel ein. Jetzt suchten sie den politischen Austausch mit den beiden Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier (r.) und Markus Höner (l.

Engpass macht Familien das Leben schwer

Der Bedarf an kinderärztlicher Versorgung in der Gemeinde ist nach Ansicht der Initiative und zahlreicher Eltern eindeutig gegeben: „Eltern mit Auto sind häufig gezwungen, mit ihren kranken Kindern morgens durch den Berufsverkehr in umliegende Städte zu fahren – eine große Belastung für Familien“, erklärten Zitlau und Thews. Noch schwieriger sei es für Familien ohne Auto. Sie seien auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen und müssten dabei nicht selten mehrere Umstiege in Kauf nehmen. Ganz abgesehen davon habe die Initiative von den Eltern mehrfach die Rückmeldung erhalten, dass einige Praxen bereits einen Aufnahmestopp verhängt hätten. Nachfragen bei den Praxen hätten das bestätigt – die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) trage diese Aussage allerding nicht mit.

 

Bürgerinitiative widerspricht KVWL-Entscheidung

In der Folge habe die KVWL die Zulassung bislang abgelehnt. Sie argumentiert, dass auf Grundlage der aktuellen Bemessungsgrundlagen keine rechnerische Notwendigkeit bestehe. Die Initiatoren widersprechen dieser Einschätzung entschieden. „Zum einen sind die Rechenmodelle veraltet“, unterstrich Silke Zitlau. „Wir wissen, dass der Bedarf an ärztlicher Betreuung inzwischen gestiegen ist“, spielte die Ergotherapeutin unter anderem auf die Folgen der Coronapandemie an. Außerdem sei die Faktenlage eindeutig: Die Bürgerinitiative habe die Zahlen ermittelt und festgestellt, dass allein 2024 knapp 1000 Auswärtsfahrten zu Kinderärzten im Umland erfolgt seien. Viele Eltern, zum Beispiel Alleinerziehende oder Familien mit Migrationshintergrund, würden durch das Fehlen einer eigenen Praxis in Everswinkel an den Rand gedrängt. „Kinderärztliche Versorgung auf dem Land ist keine Frage des Komforts, sondern der Würde“, betonen die Verantwortlichen. Mut mache ihnen das Beispiel Dortmund, wo es Eltern gelungen sei, zusätzliche Stellen genehmigt zu bekommen.

 

Lösungen gemeinsam erarbeiten

Die beiden Landtagsabgeordneten stimmten der Initiative in ihrer Analyse zu, wiesen jedoch darauf hin, dass der Einfluss der Politik auf die KVWL begrenzt sei. Daniel Hagemeier, selbst Gesundheits- und Sozialpolitiker, verwies auf bereits erfolgte Maßnahmen der Landespolitik, die darauf abzielen, die Rahmenbedingungen für medizinische Versorgung allgemein zu verbessern. Dazu gehörten die Ausweitung von Studienplätzen in der Medizin und Fördergelder im medizinischen Bereich. „Gute Gesundheitsvorsorge ist Daseinsvorsorge“, betonten Höner und Hagemeier und versprachen, das Thema in ihren Netzwerken zu platzieren: „Das ist ein Thema, bei dem Kommunen, Kreis und Land gemeinsam Lösungen entwickeln müssen, um die kinderärztliche Versorgung vor Ort – gerade in ländlichen Bereichen – zu gewährleisten.“