Ausnahmen von der LKW-Maut gerecht und nachvollziehbar gestalten
Antrag von CDU und Grünen:
Die Einführung der erweiterten Mautpflicht für Fahrzeuge ab einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen ab dem 1. Juli 2024 gemäß dem Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG) hat insbesondere wegen der Systematik und Folgeabschätzung der beschlossenen Ausnahmeregelungen zu erheblichen Diskussionen geführt.
Ob ein Fahrzeug aus dem Anwendungsbereich einer Mautpflicht ausgenommen wird, hängt aktuell (Stand: Anfang Juni 2024) davon ab, ob das Gewerbe in der Liste der handwerklichen Tätigkeiten des Bundesamtes für Logistik und Mobilität (BALM) enthalten ist, welche im März 2024 veröffentlicht wurde.
Diese Liste beruht auf der Handwerkerordnung (HwO) und enthält 163 handwerkliche und handwerksähnliche Berufe, die von der Mautpflicht ausgenommen sind. Sowohl das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) als auch das BALM verstehen diese Liste nach bisherigem Wortlaut als abschließend.
Vertreterinnen und Vertreter aus dem Garten- und Landschaftsbau, sowie weitere Verbände handwerksnahen/-ähnlichen Gewerbes haben auf diesen Sachverhalt und eine damit verbundene Ungleichbehandlung vergleichbarer Tatbestände frühzeitig aufmerksam gemacht. Die angestrebte Regelung führe dazu, dass eine erhebliche Anzahl ähnlicher dienstleistungsorientierter Betriebe außerhalb des Handwerks nicht von der Mautpflicht befreit sind.
Von der Maut sind durch diese sogenannte „Handwerkerausnahme“ auf der Grundlage der Liste des BALM Garten- und Landschaftsbauer oder beispielsweise Veranstaltungstechniker nicht befreit. Auch wenn diese Gewerbe nicht als Handwerk im klassischen Sinn beurteilt werden, sind Verfahren, Dienste, sowie An- und Abfahrt zum Arbeitsort substanziell vergleichbar mit Handwerksberufen, inklusive der Notwendigkeit des Transportes von Werkzeug und Material.
In Anbetracht der Angemessenheit, Dringlichkeit und sozioökonomischen Relevanz einer gebotenen Gleichbehandlung vergleichbarer Sachverhalte in Bezug auf die Mautpflicht auf Bundesfernstraßen und Bundesautobahnen ist es daher angezeigt, die Regelungen im Hinblick auf ihre praktischen Konsequenzen zu prüfen, sachgemäß zu hinterfragen und richtigzustellen.
Das Gesetz sieht in der neuen Fassung des § 1 Abs. 2 S. 1 Nr. 10 BFStrMG eine Befreiung der mit dem Handwerk vergleichbaren Tätigkeiten von der Maut bereits explizit vor. Schon aufgrund der bewusst offenen Formulierung im Gesetz, die die mit dem Handwerk vergleichbaren Berufe und Tätigkeiten in die Ausnahme von der Maut aufnimmt, ist die Veröffentlichung einer als abschließend anzusehenden Liste nicht nachvollziehbar.
Hier ist auch zu beachten, dass die Absicht des EU-Gesetzgebers – wie anhand des Wortlauts der zugrunde liegenden EU-Richtlinie klar erkennbar – von vornherein eine weitgefasste Ausnahmeregelung war, bei der „Beruf“ nicht im Sinne spezifischer Berufsbilder oder Ausbildungsgänge zu verstehen war, sondern allgemeiner als professionelle, gewerbliche Dienstleistungstätigkeit jenseits eines reinen Transportvorgangs.
Das BALM ist eine nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums für Verkehr und Digitales. Es liegt in der alleinigen Zuständigkeit des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, Gleiches gleich zu behandeln und Ungleichbehandlungen auszuschließen.
Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft vertritt hingegen die Position, dass der Garten- und Landschaftsbau von der LKW-Maut auszunehmen ist.
Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen hat sich bereits im April in einem Schreiben mit konkreten Lösungsvorschlägen an den Bundesverkehrsminister gewandt; es gibt leider bisher keine Hinweise oder Anzeichen, dass der Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing in dieser Frage eine Korrektur der formalistischen Haltung des BALM veranlasst hätte.
Vor diesem Hintergrund hat die Zukunftskoalition von CDU Grünen einen Antrag in den Landtag von Nordrhein-Westfalen eingebracht und beschlossen der die Landesregierung, unter anderem damit beauftragt