Daniel Hagemeier MdL

Mehr Gerechtigkeit im Gesundheitswesen – Frauengesundheit und geschlechtergerechte Medizin weiter vorantreiben

Aus dem Plenum

Antrag von CDU und Grünen:

Frauen und Männer unterscheiden sich in Gesundheit und Krankheit – das ist wissenschaftlich belegt. Biologische und soziale Unterschiede beeinflussen nicht nur, welche Krankheiten häufiger auftreten, sondern auch, wie sie diagnostiziert und behandelt werden. So haben Frauen bis zu den Wechseljahren ein aktiveres Immunsystem, leben durchschnittlich länger, ernähren sich gesünder und nutzen häufiger Präventionsangebote. Gleichzeitig sind sie in medizinischen Studien unterrepräsentiert, was zu Wissenslücken bei geschlechtsspezifischer Diagnostik und Therapie führt – ein Umstand, der als „Gender Health Gap“ bekannt ist. Krankheiten, die überwiegend Frauen betreffen – wie z. B. Endometriose – sind oft weniger erforscht. Hinzu kommt: Gewalt ist ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Frauen, insbesondere für Mädchen und Frauen mit Behinderungen.

 

Dabei ist ein rein männliches „Normverständnis“ in der Medizin auch für Männer nachteilig – etwa bei sogenannten „Frauenkrankheiten“, wo sie seltener und später Diagnosen erhalten. Auch Dosierungen von Medikamenten oder medizinische Produkte wie Hüftgelenke sind nicht auf körperliche Vielfalt ausgelegt. Eine geschlechtergerechte Medizin ist daher im Interesse aller.

Besonders betroffen von strukturellen Benachteiligungen sind Frauen mit Behinderung, Migrationsgeschichte, niedrigem sozioökonomischen Status oder queere Frauen. Beispielsweise fehlt es an barrierefreien gynäkologischen Angeboten. Die Antragsteller streben daher u. a. ein digitales Portal an, das den Zugang zu entsprechenden Praxen erleichtert. Barrierefreiheit nützt nicht nur Frauen mit Behinderung, sondern auch älteren Patientinnen oder Menschen mit geringen Deutschkenntnissen.

Ein zentrales Feld der Frauengesundheit ist die reproduktive Gesundheit. Sie umfasst körperliche und sexuelle Selbstbestimmung, aber auch eine qualitativ hochwertige Versorgung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und frühe Kindheit. Hierzu gehört auch ein gut erreichbares Angebot zu Schwangerschaftsabbrüchen.

Zwar sind zwei Drittel der Medizinstudierenden weiblich, doch in Führungspositionen und Gremien des Gesundheitswesens sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Nur jede zehnte Chefarztstelle ist weiblich besetzt. Eine stärkere Beteiligung von Frauen in Wissenschaft, Forschung und gesundheitspolitischen Entscheidungen ist notwendig.

Gerade im Zuge der Digitalisierung, etwa bei Künstlicher Intelligenz (KI), ist eine geschlechtersensible Ausrichtung entscheidend. Denn einseitige Trainingsdaten können Diskriminierung verfestigen. Gleichzeitig birgt KI großes Potenzial – etwa in der Prävention, Früherkennung und Gesundheitsförderung. Die künftige Landesstrategie zur KI im Gesundheitswesen soll diese Aspekte berücksichtigen.

Der mit den Stimmen von CDU und Grünen im Landtag von NRW beschlossene Antrag fordert unter die Landesregierung auf:

  • den Dialog zu einer geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung weiterzuführen, insbesondere durch eine Landesgesundheitskonferenz mit dem Schwerpunkt Frauengesundheit und geschlechtergerechte Medizin,
  • gemeinsam mit Partnern im Gesundheitssystem die Gesundheitskompetenz von Mädchen und Jungen zu stärken – etwa durch Informationsangebote in Schulen,
  • zu prüfen, ob bestehende Förderprogramme im Bereich Gesundheit und Wissenschaft bereits geschlechtersensibel ausgestaltet sind bzw. entsprechend ergänzt werden können,
  • gemeinsam mit relevanten Akteuren den Zugang zu barrierefreien gynäkologischen Angeboten für Frauen mit Behinderungen zu verbessern – z. B. durch ein Online-Portal zur Praxensuche,
  • eine ortsnahe, gut erreichbare Versorgung durch Geburtsstationen auch in Zukunft sicherzustellen,
  • die Verfügbarkeit eines wohnortnahen Angebots zu Schwangerschaftsabbrüchen in NRW sicherzustellen,
  • sich im Rahmen der Strategie Gesundes Land Nordrhein-Westfalen und der geplanten KI-Strategie für den Gesundheitsbereich für eine geschlechtersensible Entwicklung von digitalen Anwendungen einzusetzen,
  • sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass die Erhebung, Nutzung und Analyse von Gesundheitsdaten im Sinne geschlechtersensibler Medizin weiterentwickelt wird,
  • die Sichtbarkeit und Förderung von Frauen im Gesundheitswesen und in gesundheitspolitischen Gremien zu stärken – etwa durch gezielte Förderprogramme für Führungspositionen in Klinik und Forschung.

Daniel Hagemeier MdL: „Ein gerechtes Gesundheitswesen darf keine Einheitsmedizin sein. Der Antrag setzt wichtige Impulse für eine Versorgung, die Menschen in ihrer Vielfalt ernst nimmt – fachlich fundiert, strukturell klug und mit echtem Blick für die Lebensrealität von Frauen. Das ist Gesundheitsgerechtigkeit, wie wir sie brauchen.“