Austausch mit der Zentralrendantur„Aufgaben gemeinschaftlich angehen“
Finanzielle Herausforderungen bei der Kindertagesbetreuung und Möglichkeiten einer Umnutzung der Marienkirche in Warendorf: Zu diesen beiden Kernthemen suchten Jochen Olgemöller, Verwaltungsleiter und Geschäftsführer des Verbundes der Katholischen Kirchengemeinden im Dekanat Warendorf, sowie Kreisdechant Peter Lenfers jetzt das Gespräch mit dem direkt gewählten Warendorfer Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier (CDU).
Finanzierungsdelta verlangen nach Lösungen
Inflation, hohe Energiekosten und vor allem stark gestiegene Personalkosten: Die finanziellen Herausforderungen, vor denen die Kita-Träger derzeit stehen, sind teilweise groß. Das geht auch an der Zentralrendantur Warendorf nicht spurlos vorbei: „Wir haben 29 kirchliche Kinderbetreuungseinrichtungen im Dekanat – und pro Einrichtung ein Defizit von 60.000 bis 70.000 Euro“, brachte es Jochen Olgemöller auf den Punkt. Die finanziellen Defizite hätten so große Dimensionen erreicht, dass „kaum noch jemand eine Trägerschaft übernehmen will“, so der Verwaltungsleiter. Darunter leide die Qualität der Betreuungsarbeit. Hier sei die Politik gefordert, Lösungen zu finden, wandten sich Lenfers und Olgemöller an den Landtagsabgeordneten.
Land stellt hohe Summen bereit
Hagemeier verwies auf die Anstrengungen des Landes, durch die bereits wesentlich mehr Geld in die frühkindliche Bildung fließe als noch vor einigen Jahren: „Die Rekordsumme von fünf Milliarden Euro pro Jahr für Kitas und Kindertagespflege sind ein klares Bekenntnis, dass Familien und Kinder im Zentrum unserer Politik stehen“, unterstrich er. Mit einer Ergänzungsvorlage zum Haushalt 2024 gebe die Landesregierung weitere 100 Millionen Euro als einmalige Überbrückungshilfe ins System, um Kita-Träger im Zuge der tariflich angehobenen Personalkosten zu entlasten. Weitere 38 Millionen Euro habe das Land nach dem Rückzug des Bundes aus der Finanzierung der Sprach-Kitas zur Verfügung gestellt. Hinzu kämen 140 Millionen Euro für das Kita-Helfer Programm sowie 60,2 Millionen Euro zur Abfederung der gestiegenen Energiekosten. „Enorme Summen also“, machte Daniel Hagemeier klar. Dennoch bliebe immer noch ein Defizit, das angesichts der „mehr als angespannten Haushaltslage“ allein von Landesseite aus nicht auszugleichen sei. „Wir müssen die Kita-Finanzierung als gemeinsame Aufgabe sehen: vom Land NRW, der kommunalen Familie, dem Bistum, das in seinen Einrichtungen Gelegenheit hat, schon den Jüngsten kirchliche Werte zu vermitteln – aber auch dem Bund.“
Eckpunkte fürs neue KiBiz erarbeiten
Was Daniel Hagemeier zusichern konnte: „Es wird ein neues, angepasstes Kinderbildungsgesetz (KiBiz) geben“, versprach der heimische Landtagsabgeordnete. Jetzt gelte es, die Betroffenen mit ins Boot zu holen und Eckpunkte festzulegen. Hagemeier bot an, im Januar für weitere Gespräche zur Verfügung zu stehen. Sinnvoll sei der Austausch an einem „Runden Tisch“ im ersten Quartal 2024, gemeinsam mit den Kita-Leitungen aus dem Verbund. „Kitas stehen für wichtige Bildungschancen unserer Kleinen und Kleinsten“, ist er überzeugt davon, dass der Einsatz für diesen Bereich elementar ist. „Sie schaffen Freiraum für Berufstätigkeit von Eltern und unterstützen unsere Familien.“
Umnutzung der Marienkirche
Eine zweite „Baustelle“ der Zentralrendantur ist die Marienkirche in Warendorf. „Das Thema drückt uns seit Jahren“, schilderte Lenfers, dass die Kirche mit dem Rückgang der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher schon des längeren nach einem neuen Nutzungskonzept sucht. Was aber ist möglich in der Pfarrkirche, deren Wurzeln auf das Jahr 1200 zurückgehen – und was ist baulich mit dem Denkmalschutz vereinbar? Erste Ideen aus dem Büro Kuckert Architekten BDA bringen zum Beispiel einen aufgeständerten Baukörper auf mehreren Etagen mit abgegrenzten Räumen ins Spiel. Denkbar wäre ein neuer Standort für die Stadtbücherei genauso wie (geförderter) Wohnraum. Parallel soll Raum für eine liturgische Nutzung bleiben. Bei allem stellt sich die Frage nach der Finanzierung. „Gibt es Förderkulissen für solche Projekte?“, wandten sich Olgemöller und Lenfers ganz konkret an den Landtagsabgeordneten.
Mit vereinten Kräften
Daniel Hagemeier sieht hier durchaus Chancen, „aber Voraussetzung ist ein klares, vorstellbares Zukunftsszenario“, betonte er. „Sie müssen kreativ werden und hier in Warendorf Begegnungsräume mit sehr guter Aufenthaltsqualität schaffen, die über die Stadtgrenzen hinaus ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen und auf die Akzeptanz der Bevölkerung stoßen.“ Es brauche die vereinten Kräfte von Stadt, Kreisverwaltung, Bistum und einem Investoren – dann könnten auch Fördermittel fließen, zum Beispiel im Zuge des Programms zur Stärkung des ländlichen Raums. Hagemeier sicherte zu, die Frage direkt in Düsseldorf bei den zuständigen Ministerien zu platzieren. Sein Rat: „Sprechen Sie jeden an, den Sie mit ins Boot holen können.“