Besuch der Fleischerei Ringhoff in Lette

Lette. Auszubildende zu finden ist für Fleischermeister Niko Ringhoff immer wieder eine Herausforderung. Derzeit bildet der Letter zwei junge Menschen aus, die aus Rumänien und dem Kosovo stammen. Bewerbungen von Jugendlichen aus der Region hat er seit Jahren nicht mehr bekommen – weder für den Ausbildungsberuf als Fleischer noch für den als Fachverkäufer Nahrungsmittelhandwerk Fachrichtung Fleischerei. 

 
Wenn es ihm gelingt, junge Menschen aus (Süd-)Osteuropa für die Ausbildung in Westfalen zu begeistern, beginnen die Probleme allerdings erst. Die Berufsschulstandorte in Warendorf und Rheda-Wiedenbrück seien mittlerweile wegen der sinkenden Auszubildendenzahlen im Fleischerhandwerk geschlossen, verdeutlichte der Fleischermeister dem heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier bei einem Gespräch im Letter Stammhaus der Fleischerei Ringhoff. 

 Aktuell müssten die Auszubildenden Schulen in Paderborn oder Rheine besuchen – ein- bis zweimal pro Woche, was von Lette aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln (nahezu) unmöglich sei. Einer seiner Auszubildenden sei an Berufsschultagen morgens und nachmittags je eindreiviertel Stunden unterwegs. „Mit dem ersten Bus aus Lette kommt er gerade rechtzeitig zum Schulbeginn in Paderborn an.“ Eine Situation, die für den Fleischermeister unhaltbar ist. „Alternativen gibt es aber keine“, bedauert er. Der Berufsschulunterricht werde nirgendwo in Nordrhein-Westfalen in Blockform, im Optimalfall noch kombiniert mit einer Internatsunterbringung, angeboten. 

 
Losgelöst von der Situation in der Ausbildung sieht Niko Ringhoff schwarz für die Zukunft seines Handwerks. „Die Wertschätzung für Lebensmittel ist nicht da“, ist der Fleischermeister überzeugt. „Es ist eine Traumvorstellung, dass kleinere Betriebe wie unserer wieder selber schlachten und die Menschen wieder zu uns kommen. Da kommen wir nicht wieder hin.“ Gründe dafür sieht Ringhoff nicht nur in der schon erwähnten fehlenden Wertschätzung für Lebensmittel, sondern auch in den hohen Kosten, die mit einer Schlachtung vor Ort verbunden seien und sich in den Verkaufspreisen wiederspiegeln müssten, nicht zuletzt aber auch in der Einkaufsmentalität der Verbraucher: „Kaum jemand fährt nach dem Supermarkteinkauf zum Fleischer, um dort noch 300 Gramm Aufschnitt mitzunehmen.“ Dennoch freut er sich, dass er auf eine große Anzahl von Stammkunden zählen kann, die handwerkliche Qualität und Tradition zu schätzen wissen.  
 
Die mangelnde Wertschätzung für Lebensmittel bedauert auch Daniel Hagemeier. „Wir müssen den Stellenwert wieder erhöhen“, sieht er Chancen, die junge Generation über das Bildungssystem an die Wertschätzung für Lebensmittel heranzuführen. „Meine Wertschätzung für das Handwerk ist da“, versicherte der Landtagsabgeordnete, die Sorgen des Fleischermeisters mit nach Düsseldorf zu nehmen, die Berufsschulsituation in der Landeshauptstadt anzusprechen und dort an Lösungen mitzuarbeiten. „Unsere heimischen Fachbetriebe stehen für hohe Qualität und Hygienestandards sowie Transparenz in der Produktionskette. Diese gilt es zu erhalten!“